Professionelle Hilfe bei: Harninkontinenz, Stuhlinkontinenz und Stoma: KSBs helfen weiter!

Was KSBs für Sie tun können, lesen Sie im Folgenden Interview mit DGKP/KSB Karin Müller, der Obfrau  des Vereins Kontinenz-und Stomaberatung Österreich.

Immer noch wissen viele von Inkontinenz Betroffene nicht, dass die Berufsgruppe der KSB extra für die Hilfe bei Inkontinenz ausgebildet ist. 

RH: Was ist die Berufsgruppe der KSB?

Karin Müller: KSB bedeutet Kontinenz-und StomaberaterIn und bezeichnet Pflegepersonen des gehobenen Dienstes für Gesundheits- und Krankenpflege, die eine Weiterbildung im Bereich Kontinenz und Stomaberatung absolviert haben.

RH: Wofür sind KSBs zuständig?

Karin Müller: Für die Beratung und Schulung von Betroffenen und deren Angehörigen welche von Inkontinenz und Stomaanlagen jeglicher Art betroffen sind. Gleichzeitig sind wir Ansprechpersonen für Kolleginnen und Kollegen, Betreuende, Ärzte und Behörden. Nicht zu vergessen fällt der ökonomische Hilfsmitteleinsatz in unser Resort.

RH: Gibt es KSBs nur im Krankenhaus?

Karin Müller: Nein KSBs gibt es in den verschiedensten Bereichen des Gesundheitswesens. Wir sind in Spitälern, Reha Zentren und Pflegeeinrichtungen genauso vertreten, wie im extramuralen Bereich. Es gibt Kolleginnen und Kollegen in der Hauskrankenpflege, bei Homecare Unternehmen, Bandagisten, der Industrie und auch bei Krankenkassen. Einige KSBs haben auch eigene Praxen wo man Beratungstermine vereinbaren kann.

RH: Wie kann eine KSB bei Harninkontinenz helfen?

Karin Müller: Der wichtigste Aspekt ist die medizinische Abklärung der Ursache und die ärztliche Diagnosestellung welche Inkontinenzform besteht. Betroffene werden durch die oder den KSB beraten um auf diesem Weg eine adäquate Inkontinenzversorgung zu eruieren und vorzuschlagen. Dabei stehen uns zum Beispiel Miktionsprotokoll/Trinkprotokoll (siehe hierzu: Experteninterview: Blasentraining bei Dranginkontinenz), wo über Trink- und Harnmenge, und den eventuellen Harnverlust, Buch geführt wird, zur Verfügung. Gegebenenfalls werden auch weiterführende Untersuchungen angeregt und die dafür richtigen Stellen empfohlen. Bei Gesprächen wird auch explizit eruiert, wie die Patientinnen und Patienten zum Beispiel allein durch eine Änderung des Trinkverhaltens eine Besserung erzielen können. Ebenso lernen sie Tipps und Tricks um eventuell ein unerwünschtes Abgehen von Harn hinauszuzögern. Außerdem schulen wir den richtigen Umgang mit saugenden oder ableitenden Hilfsmitteln beispielsweise.

RH: Wie kann eine KSB bei Stuhlinkontinenz helfen?

Karin Müller: Hier ist die Vorgehensweise ähnlich wie bei Harninkontinenz. Zuerst zum Arzt zur Abklärung, dann in die Beratungsstelle kommen. Erfahrungsgemäß ist bei Stuhlproblemen die Hemmschwelle um Hilfe zu bitten noch höher. Es gibt aber auch hier Lösungen, die wieder ein aktives Teilnehmen am sozialen Leben möglich machen! Beim Beratungsgespräch versuchen wir dann abzuklären, wie man durch eine Änderung der Verhaltensweisen zum Beispiel Verstopfungen (siehe hierzu: Experteninterview Stuhltraining bei Obstipation) in den Griff bekommen kann und welche Hilfsmittel zur Anwendung kommen können.

RH: Wie kann eine KSB bei einem Stoma helfen?

Karin Müller: Optimalerweise überweist der Arzt schon vor der geplanten Operation seine Patientinnen oder Patienten an die KSB. Diese bespricht die Situation aus pflegerischer Sicht mit den Betroffenen. Dabei wird gemeinsam die Stelle lokalisiert, die für den künftigen Stomaträger am besten versorgbar wäre. Nach der Operation stehen wir den Betroffenen zu Seite, durch Schulung im Umgang mit dem Stoma, Auswahl der richtigen Versorgung, und natürlich mit Rat und Tat bei Problemen. In weiterer Folge auch in der Form von Kontrollen und als Anlaufstelle für Fragen.

RH: Wie kann ich mit einer KSB in Kontakt kommen?

Karin Müller: Auf der Homepage des Vereins Kontinenz und Stomaberatung (www.kontinenz-stoma.at) sind Beratungsstellen in ganz Österreich aufgelistet. Hier findet man alle Ansprechpersonen mit den dazugehörigen Kontaktmöglichkeiten.

RH: Ich selbst, oder eine Angehörige ist inkontinent, alt und nicht mehr sehr mobil. Kann sie trotzdem die Hilfe einer KSB in Anspruch nehmen? Wenn  ja, wie?

Karin Müller: Einige freiberufliche KSB bieten Hausbesuche an, auch diese sind auf der Homepage aufgelistet. Am besten anrufen und Termin vereinbaren.

RH: Wird die Unterstützung durch eine KSB vom Arzt verordnet?

Karin Müller: Bevor wir als KSBs tätig werden können, brauchen wir immer eine ärztliche Abklärung im Vorfeld. Bei gewissen Tätigkeiten, wie zum Beispiel dem Anlernen des Selbstkatheterismus, unterliegen wir sogar der Anordnungspflicht eines Arztes, es muss ja die Notwendigkeit medizinisch abgeklärt sein.

RH: Was kostet die Unterstützung/Hilfe einer KSB?

Karin Müller: Hier muss unterschieden werden, ob es sich um eine Beratung in einem Krankenhaus handelt. In diesem Fall bedarf es im Normalfall nur einer Anmeldung im Ambulanzbereich. Anders ist es beim Besuch in einer freiberuflichen Praxis. Hier muss man die gesamten Kosten der Beratung übernehmen. Es besteht zwar die Möglichkeit die Rechnung bei der für Sie zuständigen Krankenkasse einzurechnen, aber es ist nicht garantiert ob Sie einen kleinen Anteil wieder zurückbekommen.


Lebenslauf DGKP/KSB Karin Müller:

Geboren 1974 in Wien
Seit 1994 Dipl.Gesundheits- und Krankenpflegerin an derKrankenanstalt Rudolfstiftung.
2009 Beginn der Tätigkeit im Bereich Kontinenz-und Stomaberatung
2011-2012 Weiterbildung Kontinenz-und Stomaberatung der Akademie für Fortbildungen und Sonderausbildungen in Wien
2015-2016 Wundmanagement an der Akademie für Fortbildungen und Sonderausbildungen in Wien
Seit 2012 Mitglied im Verein Kontinenz-und Stomaberatung Österreich
seit 2016 Obfrau des Vereins Kontinenz-und Stomaberatung Österreich